Marstall (Südgiebel und Ostfassade)

Wörlitzer Park, Landkreis Wittenberg, Sachsen-Anhalt

Marstall Wörlitzer Park (Südfassade)

Insgesamt vermitteln die neugotischen Bauten am Kirchhof die Wirkung einer mittelalterlichen Klosteranlage. Sie bilden einen stilistischen Kontrast gegenüber dem nahen klassizistischen Schlossbau. In diesen Eindruck reihen sich nahtlos die Propstei im Nordosten und der Marstall im Westen ein. Als einer der frühesten neugotischen Bauten entstand der Marstall nach einem Entwurf von Erdmannsdorff. Den extrem langgestreckten Backsteinbau gliedern aufgeputzte Bogenblenden aus schlanken Säulchen und spitzen Kleeblattbögen. An den Längsseiten wechseln diese Gliederungen rhythmisch mit Rundfenstern (Okuli) ab.

Augenfälligstes Gestaltungsmittel am Südgiebel des Marstalls ist die antik anmutende Torsituation. Sein Stichbogentor umfasst eine Scheinarchitektur die als Ädikula mit Pilastern, Gebälk und einem flachen Dreiecksgiebel aufgebaut ist. Durch die neugotischen Blendgliederungen neben und über dem Tor ergibt sich eine Gesamtansicht, die eine bemerkenswerte Verschmelzung von klassischer und mittelalterlicher Architektursprache vermittelt.