Synagoge Wörlitz (Südansicht)

Wörlitzer Park, Landkreis Wittenberg, Sachsen-Anhalt

Südansicht der Synagoge in den Wörlitzer Anlagen | Architekturfotografie

Für die neuzeitliche Synagogenarchitektur Westeuropas ist die Wörlitzer Synagoge von bedeutendem Rang. Nahezu idealtypisch zeigt der Entwurf von Erdmannsdorff ein feinsinniges Gespür für die jüdische Kultur und deren Architektur. Beispielhaft hierfür stehen der kreisrunde Grundriss und die streng funktionale Raumanordnung. Zudem ist sie ein Spiegelbild für die zeitgenössische Aufgeklärtheit des Fürsten Franz und seiner religiösen Toleranz. Das verdeutlicht besonders ihre landschaftlich und städtebaulich prominente Lage im Blickpunkt mehrerer Sichtachsen. In Wechselbeziehung zur benachbarten Kirche St. Petri ist ihr Standort symbolisch als „Toleranzblick“ in der Aufklärung zu verstehen. Die Synagoge bildet den nordöstlichen Abschluss des Schlossgartens und zugleich einen Blickfang aus der stadtseitigen Amtsgasse.

Als Vorbild für den einzigen von Erdmannsdorff errichteten Sakralbau diente der Vesta-Tempel am einstigen Forum Boarium in Rom. Die Fassade des kleinen verputzten Zentralbaus mit flachem Kegeldach und Laterne gliedern große, hochsitzende Rundfenster (Okuli) und breite Pilaster toskanischer Ordnung. Stadtseitig führen den Besucher zwei seitliche Rampen durch das Männer- und das Frauenportal ins Innere. Leider ist vom Inventar nach Zerstörungen 1938 nichts mehr erhalten. Heute dient
der schlichte Innenraum für Ausstellungen der Moses-Mendelssohn-Gesellschaft Dessau.