Fachwerk in Quedlinburg
Quedlinburg ist eine Stadt in Sachsen-Anhalt und beheimatet innerhalb des historischen Stadtkerns mit dem Westendorf, der Altstadt, der Neustadt und dem Münzenberg ca. 1300 Fachwerkbauten. Diese wurden im Zeitraum vom späten 13. Jahrhundert bis in die Jahre um 1900 errichtet und sind dem niederdeutschen Fachwerk zuzuordnen. Im Zusammenspiel mit den bedeutenden sakralen Baudenkmälern, den öffentlichen Bauten und dem mittelalterlichen Stadtgrundriss ergibt sich ein faszinierendes Gesamtbild einer alten deutschen Stadt.
Obwohl Quedlinburg durch den Zweiten Weltkrieg größtenteils verschont blieb, ist die Bedeutung der Stadt als Fachwerkstadt auch dadurch begründet, dass die drei bedeutendsten Fachwerkstädte Norddeutschlands – Braunschweig, Halberstadt und Hildesheim – in diesem Krieg weitgehend zerstört wurden. Dies schmälert den Wert der Quedlinburger Fachwerkbaukunst allerdings nicht. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich in Quedlinburg zudem eine eigenständige Form des Fachwerks, die auch in die Umgebung ausstrahlte.
Fachwerk beschreibt keine Stilrichtung, sondern eine Baukonstruktion. Bei dieser Holz-Skelett-Bauweise bilden die senkrechten und waagerechten Gefügeteile die Konstruktion, welche sogenannte Gefache umschließen. Diese können beispielsweise mit Lehmflechtwerk oder Backsteinen geschlossen werden. Das Fachwerkgefüge ruht auf einem steinernen Fundament, welches als Sockel über das Bodenniveau reicht. Auf der Grundschwelle, welche als Auflager für die tragenden Stützen (Ständer) dient, liegt das Fachwerkgefüge. Früher wurden die Ständer wie Pfosten in den Boden eingegraben und auf einzelne Fundamentsteine gestellt, was allerdings nicht sehr dauerhaft war.
Die frühesten Fachwerkbauten werden als Ständerbauten bezeichnet, da die tragenden Stützen die wesentlichen Gefügeelemente darstellen. Die Ständer laufen auch bei mehrgeschossigen Häusern von der Grundschwelle bis an den Dachansatz (Traufe) durch. Die Balkenlagen der Geschossdecken sind jeweils in den Ständern ein- bzw. durchgezapft. Zwei Ständer ergeben mit den eingezapften Balken eine konstruktive Gefügeachse, ein Gebinde. Mehrere hintereinander gestellte Gebinde ergeben den Gebäudekörper über dem ein Satteldach aufgerichtet ist. Streben dienen zur Aussteifung eines solchen Ständerbaus.
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